Von Luthers Umgang mit der Pest lernen (1)
Wir erleben mit der Pandemie nicht das erste mal solche besonderen Zeiten. In diesem Artikel will ich von Luthers Umgang mit der Pest lernen.
Brief Luthers anlässlich einer Pest 1516
„Du schreibst, daß Du gestern über das zweite Buch der Sentenzen zu lesen angefangen habest. Ich werde morgen den Brief an die Galater beginnen, obwohl ich zweifle, die Pest werde die Fortsetzung des Begonnenen erlauben. Die Pest bei uns rafft höchstens (doch noch nicht an jedem Tage) drei oder zwei hinweg. Aber der Schmied, unser Nachbar gegenüber, hat heute einen Sohn begraben, der gestern noch gesund war; der andere liegt angesteckt darnieder. Was soll ich sagen? Sie ist da und beginnt gar rauh und plötzlich, besonders bei jüngeren Leuten. Und Du rätst mir, und mit Dir Magister Bartholomäus, zur Flucht! Wohin soll ich fliehen? Ich hoffe, daß die Welt nicht zusammenstürzen wird, wenn Bruder Martin stürzt. Die Brüder freilich werde ich bei Ausweitung der Pest in alle Lande zerstreuen. Ich bin hierher gesetzt; aus Gehorsam steht es mir nicht frei zu fliehen, bis der Gehorsam, der da geboten hat, erneut gebietet. Nicht, daß ich den Tod nicht fürchte (denn ich bin nicht der Apostel Paulus, sondern nur jemand, der Vorlesungen über den Apostel Paulus hält). Aber ich hoffe, der Herr wird mich aus meiner Furcht herausreißen.“
Martin Luther: 1516. Zeno.org: Martin Luther: Werke, S. 7076 (vgl. Luther-W Bd. 10, S. 18 ff.) (c) Vandenhoeck und Ruprecht]
Was können wir aus diesem Brief über den Umgang mit der Pest lernen?
1. Hoffnung
„Du schreibst, daß Du gestern über das zweite Buch der Sentenzen zu lesen angefangen habest. Ich werde morgen den Brief an die Galater beginnen, obwohl ich zweifle, die Pest werde die Fortsetzung des Begonnenen erlauben.“
Wenn besonders Lebensumstände eintreten oder Lebensgefahr droht, sollten wir uns nicht gehen lassen. Es ist nicht ratsam alle Gewohnheiten über Board zu werfen und nur noch die Nachrichten oder neue Meldungen am Handy zu verfolgen. Lasst uns wie jeden normalen Tag und eher noch mehr beten, singen, Gottes Wort lesen und Menschen dienen, so lange wir die Möglichkeit dazu haben.
Luther wird (wahrscheinlich fälschlicherweise) das Zitat zugeschrieben:
„Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch mein Apfelbäumchen pflanzen.“ Martin Luther
Es ist (trotzdem) schön, weil sie unsere Hoffnung ausdrückt: Das heutige Handeln hat Auswirkungen (auf die zukünftige Welt) und ist nicht bedeutungslos (nur weil wir morgen vielleicht tot sind).
2. Sprachlosigkeit
„Die Pest bei uns rafft höchstens (doch noch nicht an jedem Tage) drei oder zwei hinweg. Aber der Schmied, unser Nachbar gegenüber, hat heute einen Sohn begraben, der gestern noch gesund war; der andere liegt angesteckt darnieder. Was soll ich sagen? Sie ist da und beginnt gar rauh und plötzlich, besonders bei jüngeren Leuten.“
„Was soll ich sagen?“ Manchmal kann man nur die Dinge beim Namen nennen und nichts weiter dazu sagen. Das müssen wir auch nicht. Auch nicht als Verantwortliche in der Gemeinde.
Inmitten der schrecklichen Ereignisse ist Gott da – auch wenn wir sprachlos werden. Wir sind nicht Gott. Das können wir ruhig zugeben.
3. Dienst
„Und Du rätst mir, und mit Dir Magister Bartholomäus, zur Flucht! Wohin soll ich fliehen? Ich hoffe, daß die Welt nicht zusammenstürzen wird, wenn Bruder Martin stürzt. Die Brüder freilich werde ich bei Ausweitung der Pest in alle Lande zerstreuen. Ich bin hierher gesetzt; aus Gehorsam steht es mir nicht frei zu fliehen, bis der Gehorsam, der da geboten hat, erneut gebietet.“
Es ist immer einfacher sich weg zu ducken und Verantwortung abzuwerfen. Doch wir sollten nicht nur an uns selbst denken. Wer braucht mich jetzt? Für wen kann ich da sein? Wen hat Gott mir anvertraut? Welche Menschen sollte ich auf unsere Sicherheit in Christus hinweisen?
Luther wollte die Mitstreiter fortschicken. Manchmal muss man Geschwister auch in Sicherheit bringen – z.B. indem man die Veranstaltungen absagt und sich selbst vorbildlich verhält. Und manche – in unseren Tagen die Risikogruppen (Ältere und Menschen mit schwachem Immunsystem bzw. Atemwegerkrankungen) müssen wir besonders schützen, auch wenn es uns schwer fällt. Gibt es Menschen, für deren Sicherheit ich heute sorgen sollte?
4. Angst
„Nicht, daß ich den Tod nicht fürchte (denn ich bin nicht der Apostel Paulus, sondern nur jemand, der Vorlesungen über den Apostel Paulus hält). Aber ich hoffe, der Herr wird mich aus meiner Furcht herausreißen.“
Luther macht keinen Hehl aus seiner Angst. Sie ist nicht immer mit Sünde gleichzusetzen. Denn entscheidend ist unser Umgang mit der Angst.
Martin Luther geht mit seiner Angst zum Herrn Jesus und erhofft sich von ihm Befreiung! Er vertraut Gott und glaubt, dass er ihm diesen göttlichen Frieden schenken kann!
Lasst uns von Luthers Umgang mit der Pest lernen. Ich wünsche allen Lesern den Frieden Gottes!
Teilen erwünscht. Fortsetzung folgt.