Faktoren eines wachsenden Gebetslebens: Erkenntnis der Abhängigkeit
Die Erkenntnis der Abhängigkeit von Gott ist ein großer Faktor für das Gebetsleben. Fehlt diese Erkenntnis, wird das Gebet nie große Bedeutung haben.
Es gibt natürlich verschiedene Faktoren, die unser Gebetsleben bestimmen. In der Reihe „Faktoren für ein wachsendes Gebetsleben sind bisher erschienen:
- Methoden und die üblichen Motive, die nicht ausschlaggebend sind.
- Die Grundvoraussetzung für ein wachsendes Gebetsleben ist eine intakte Gottesbeziehung.
In diesem Artikel soll es nun um die Erkenntnis der Abhängigkeit von Gott als einen weiteren entscheidenden Faktor gehen.
1. Wenn die Erkenntnis der Abhängigkeit fehlt
Ich möchte mit einer persönlichen Frage beginnen: Wozu brauchst du Gott überhaupt? Von der Antwort hängt ab, wie wir beten. Natürlich kannst du einfach weiterlesen. Aber größeren Gewinn von diesem Artikel hast du, wenn du die Frage zunächst beantwortest: Brauchst du Gott wirklich? Wenn ja, wofür?
Lies dir dann bitte folgendes schöne Zitat von Fritz Binde aufmerksam durch:
„Wer sich vor Gott für weise, gerecht und stark hält, hält sich auch für unabhängig von Gott; wie sollte er Bitte, Danksagung und Anbetung darbringen? Wer sich selbst vertraut, wie sollte der sein Vertrauen auf Gott setzen? … Weil uns vor der wirklichen Bettelarmut graut, weil wir alle noch viel zu selbständig in uns und viel zu wenig abhängig von Gott leben, darum geschieht unsere Gebetsarbeit noch so mangelhaft und ist noch so wenig Himmelreich in unserem Leben.“
Fritz Binde in „Beten und nicht müde werden“, S. 8.
Eigentlich logisch. Wir beten nicht mehr und leidenschaftlicher, weil wir es nicht als nötig erkennen bzw. empfinden:
- Wenn ich mein Leben selbst auf die Reihe kriege, wozu sollte ich dann beten?
- Wenn ich im Vergleich zu anderen ganz gut bin, wozu brauche ich Gott?
- Warum sollte ich Gott anbeten, wenn die Dinge des Lebens mich glücklich machen?
Wir wissen theoretisch, dass es wichtig ist jederzeit zu beten. Aber weil wir weder das Empfinden noch die Erkenntnis unserer vollkommenen Abhängigkeit von Gott haben, tun wir es nicht.
2. Wie die Erkenntnis der Abhängigkeit kommt
Die Selbsterkenntnis unserer eigenen totalen Verdorbenheit und absoluten Abhängigkeit von Gott kann uns nur Gott selbst schenken. Er muss uns überwinden, weil wir uns mit allen Mitteln dagegen wehren! Die ganze Welt impft uns unentwegt ein, dass wir alles mögliche schaffen können, wenn wir es richtig anstellen.
Doch Gott kann uns unsere wahre Abhängigkeit von ihm durch sein Wort offenbaren! Die erste Seligpreisung ist:
Glücklich zu preisen sind die, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Matthäus 5,3
Nur wenn wir so abhängig und unselbstständig wie die Kinder werden, dann gehört uns das Himmelreich (Mt 18,1-3). Wenn wir uns selbst als unwürdig und unfähig zu irgendetwas Gutem erkennen (Röm 7,18) und an uns selbst verzweifeln (Ps 34,19), dann gibt es Hoffnung für uns! Oder glauben wir, dass Jesus lügt, wenn er sagt, dass wir ohne ihn NICHTS tun können (Joh 15,5)?
Auf der anderen Seite kann uns die Gotteserkenntnis helfen: Wenn Gott der Geber aller guten Gaben (Jak 1,17) und Jesus das Leben ist (Joh 14,6), dann kann ich wohl nicht selbst meines Glückes Schmied sein, oder? Wenn Gott wirklich souverän ist (z.B. Ps 135,5-6), was ist dann von mir abhängig? Dazu in einem späteren Artikel mehr.
Lies die Bibel nicht als Ratgeber für ein besseres, leichteres oder schöneres Leben, sondern als Offenbarung des Zustands des Menschen in Gottes Augen und als Offenbarung unserer einzigen Hoffnung: Jesus = Gott selbst!
Manchmal schenkt Gott auch die Erkenntnis der Abhängigkeit, wenn man an seine Grenzen kommt und scheitert. Man kann auch aus Erfahrungen lernen. Aber das ist normalerweise viel schmerzhafter…
Wenn Jahwe nicht das Haus baut, so arbeiten die Bauleute vergeblich. Wenn Jahwe nicht die Stadt behütet, so wacht der Wächter umsonst.
Psalm 127,1
3. Wie die wahre Selbsterkenntnis das Gebetsleben bereichert
Wenn wir unsere eigene Abhängigkeit von Gott erkennen, dann revolutioniert das unser Gebetsleben:
- Wenn Gott der Geber aller guten Gaben ist (Jak 1,17), dann muss ich ihn mindestens genauso darum bitten, wie ich dafür arbeite. Und wie viel mehr kann ich für alles danken, weil ich es nicht verdient habe!
- Weil nur Gott gut ist (Mt 19,17), brauche ich immer Jesus Gerechtigkeit. Selbst meine besten Werke sind ohne Glauben schändlich.
- Wenn Jesus unsere Weisheit ist (1Kor 1,30), dann sollte ich ihn mehr darum bitten, als im Internet zu stöbern.
- Weil Jesus das wahre Leben und die Schönheit schlechthin ist, hat er alle meine Anbetung und Hingabe verdient.
- …
Natürlich muss zur Erkenntnis der eigenen Armut auch die Erkenntnis des Reichtums und der Liebe Gottes kommen. Sonst führt mich die Erkenntnis nur zur Verzweiflung. Aber so wie das Feststellen von eigenen Krankheitssymptome uns zum Arzt gehen lässt, so sollte die Erkenntnis von unserer Unzulänglichkeit und Unfähigkeit uns zu Gott treiben.
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