Judas Iskariot – Teil 4: Worin bestand der Verrat von Jesus?
Judas Iskariot ist bekannt als derjenige, der Jesus verraten hat. Doch was heißt das? Worin bestand der Verrat von Jesus?
A. Was bedeutet das Wort „verraten“?
Das Wort „verraten“ löst im Deutschen manche Assoziationen aus, die nicht primär gemeint sind mit dem Wort, das im Neuen Testament für den Verrat von Judas gemeint sind.
Im Griechischen steht immer eine Form von „paradidomi“ da. Die Bedeutung des Wortes ist umfangreich. Die Grundbedeutung ist „jmd. oder etwas übergeben“. Im Kontext des Verrats von Jesus gilt die Bedeutung aus der Polizei- u. Gerichtssprache: jmd. aus-, überliefern, vorführen => Judas lieferte Jesus in die Gewalt des Hohen Rates aus.
Doch warum konnten sie das nicht ohne Judas Iskariot machen?
B. Wozu brauchte man Judas für den Verrat von Jesus?
Hier drei genauere Beschreibungen, worin der Verrat von Judas bestand:
1. Man benötigte Judas, um Jesus in Ruhe zu verhaften
Nachdem Jesus den Tisch verlässt, zieht er sich in den Garten Gethsemane zurück. Judas kennt Jesu Gewohnheiten und diesen Ort und führt die bewaffneten Soldaten ohne Umwege dorthin. Er sollte zeigen, wo man Jesus abseits der Menschenmenge verhaften konnte, denn der Hohe Rat der Juden hatte Angst vor einem Aufstand und Unruhen innerhalb des Volkes.
Das ist ersichtlich in Mk 14,1-2 (die Angst) und Mk 14,11 (der Grund wozu man Judas brauchte). Vgl. Lukas 22,1-6:
Es war aber nahe das Fest der Ungesäuerten Brote, das Passa heißt. 2 Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten trachteten danach, wie sie ihn töten könnten; denn sie fürchteten sich vor dem Volk. 3 Es fuhr aber der Satan in Judas, genannt Iskariot, der zur Zahl der Zwölf gehörte. 4 Und er ging hin und redete mit den Hohenpriestern und mit den Hauptleuten darüber, wie er ihn an sie verraten könnte. 5 Und sie wurden froh und versprachen, ihm Geld zu geben. 6 Und er sagte es zu und suchte eine Gelegenheit, daß er ihn an sie verriete ohne Aufsehen.
2. Man benötigte Judas, damit der Richtige verhaftet wird
Bei der Verhaftung von Jesus im Garten von Gethsemane küsste er Jesus zur Begrüßung, um den Bewaffneten zu signalisieren, wen der Anwesenden sie festnehmen sollten.
„By outward appearances, Jesus seemed to be another run-of-the-mill Jewish 30something. You wouldn’t have been able to pick him out of a crowd of Galileans. Remember what happens at his arrest? Judas must give Jesus a kiss to betray him. Why not just tell the Romans, “He’s the guy with blonde hair and blue eyes”? Or, “He’s the one who glows. He’s got a halo and a sash. He’s wearing a white robe and speaks with a British accent.” Why the kiss? Because there was nothing unusual about Jesus to the physical eye. He was, more than likely, dark-haired, olive skinned, and bearded, just like his peers.“(http://thegospelcoalition.org/blogs/kevindeyoung/2011/03/24/we-confess/)
Jesus sah genauso aus, wie andere Menschen seiner Zeit. Er hatte keinen Heiligenschein oder weiße Kleider an, woran man ihn hätte leicht erkennen können. Es gab keinen Personalausweis, Fingerabdrücke oder DNA-Test. Jesus war zwar sehr bekannt, aber sicher wussten die Soldaten nicht, wie Jesus aussah. Um nicht einen falschen gefangen zu nehmen, brauchte man Judas.
Den biblischen Beleg dafür finden wir z.B. in Matthäus 26,48:
Mt 26,48 Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen genannt und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist’s; den ergreift.
3. Judas diente vermutlich als Ankläger beim Verrat von Jesus
Laut Fruchtenbaum in „Das Leben des Messias“ konnte eine römische Kohorte nach römischem Gesetz nicht zu einer Verhaftung ausgesandt werden, ohne dass jemand vorher vor der römischen Autorität aufgetreten wäre und eine Anklage vorgebracht hat, die nach römischem Gesetz strafbar war. Laut Johannes 18,3 bekam Judas diese Kohorte.
Joh 18,3 Als nun Judas die Schar der Soldaten mit sich genommen hatte und Knechte von den Hohenpriestern und Pharisäern, kommt er dahin mit Fackeln, Lampen und mit Waffen.
Das heißt Judas musste zuvor vor den römischen Governeur treten, der zu dieser Zeit Pontius Pilatus war, um Jesus für eine Tat anzuklagen, die nach römischem Recht strafbar war. Judas könnte also auch der Ankläger gewesen sein. Fruchtenbaum meint sogar, der Hohe Rat hat damit gerechnet, dass Judas als Zeuge aussagt.
In dieser Artikelserie sind bisher erschienen:
4 Antworten
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[…] Text stellt sich die Frage: Warum wollte der Teufel, dass Judas Jesus verrät? Judas Motive und warum Judas Verrat für die Verhaftung notwendig war, haben wir bereits betrachtet. Aber warum trieb der Teufel Judas Iskariot zum […]
[…] Laut Matthäusevangelium war Judas bereit Jesus für 30 Silberstücke zu verraten (was „verraten“ genau heißt, kannst du hier nachlesen): […]
[…] sehen, dass die biblischen Berichte uns genügend Antworten zum Motiv von Judas Verrat geben. Judas war ein geldgieriger Jünger von Jesus, der sich nicht von seiner Sünde abwandte. Er […]